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Was haben »Die Leiden des jungen Werther«, »Ulysses«, »Madame Bovary«, »Die satanischen Verse« und »Fifty Shades of Grey« gemeinsam? Sie alle sorgten für Aufruhr in der Öffentlichkeit, weil sie an festgefügten Moralvorstellungen rüttelten. Die Autoren wurden diffamiert und zum Teil sogar handgreiflich attackiert, drohten sie doch, dem angeblichen Sittenverfall Vorschub zu leisten. Meist entpuppten sich die gegen sie gerichteten Vorwürfe jedoch als scheinheilig, finden doch gerade die Skandalbücher reißenden Absatz. Vom Marquis de Sade über Vladimir Nabokov bis hin zu Charlotte Roche: Clemens Ottawa versammelt die skandalösesten literarischen Werke und erzählt von ihrer aufsehenerregenden Rezeption. Sie haben ihre Faszination bis heute nicht eingebüßt. Skandalliteratur - so der österreichische Literaturwissenschaftler und Autor in der Einleitung - gibt es seit der Antike, seit Protagoras Bücher verbrannt wurden. Sie sind wegen religiöser und politischer Unbotmäßigkeiten, sexueller Freizügigkeiten oder Gewaltdarstellungen, "sittlicher Verfehlungen" oder unkonventioneller Formen anstößig, werden skandalisiert oder rigoros zensiert. Gut 60 Beispiele von Boccaccios "Dekameron" bis Roches "Feuchtgebiete" oder James' "Fifty Shades of Grey" porträtiert Ottawa mit kurzen Darstellungen ihrer Anstößigkeiten oder Unkonventionalitäten und der jeweiligen zeitgenössischen Umstände. Sein erweiterter Blick lässt ihn auch viele inzwischen anerkannte Werke wie Goethes "Werther", Hauptmanns "Die Weber", Klaus Manns "Mephisto", Bernhards "Heldenplatz" oder Walsers "Tod eines Kritikers" u.a. einbeziehen. Ein kurzweiliges Kompendium! Clemens Ottawa schreibt Sachbücher, Dramen und Prosa (zuletzt: Der exzentrische Mann, 2019) und zeichnet Cartoons für zahlreiche Satireblätter (z.B. »Nebelspalter«, »Eulenspiegel«, »PLOP!«), arbeitet als Kinderbuch-Illustrator und als Musiker in Wien.