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Historisch-anthropologisch ausgerichtete Darstellung von Gerechtigkeitskonzepten, wobei die naturrechtlichen Theorien breiten Raum einnehmen. Die Autorin, Philosophie-Emerita und versierte Ethnologin, bereichert den rechts- und moralphilosophischen Diskurs mit zahlreichen ethnologischen Fakten.

Der neue Band von K. Gloy, Philosophie-Emerita und hierzulande eine der profiliertesten weiblichen Autorinnen des Fachs (hier zuletzt "Unter Kannibalen", ID-B 16/10), bringt eine historisch ausgerichtete Darstellung von Gerechtigkeitskonzepten. Die ethnologisch versierte Autorin verbindet diese Konzepte mit kulturanthropologischen Modellen, deren ältestes aus der altägyptischen Kultur stammt. Schwerpunkt der Darstellung sind die reich ausdifferenzierten naturrechtlichen Theorien, die von Platon aus bis hin zu Kant und Peter Singer reichen. Trotz Fachvokabular und etlichen altgriechischen Wörtern liest sich der Text flüssig, sein Stil wirkt unangestrengt und bündig. Bedeutsam ist eine lange Passage über Menschenrechte. Häufig würzt Gloy ihre Betrachtungen durch Seitenblicke auf ethnologische oder biologische Erkenntnisse, sodass ihr Text weit über formale Rechtsphilosophie hinausgeht. Mit diesem originellen Zuschnitt aus Ethik, Rechtsphilosophie und Anthropologie setzt sie sich gegenüber Autoren wie M.J. Sandel oder N. Hoerster deutlich ab. Wichtig für ausgebaute Bestände. (3)