Ausgezeichnet mit dem Georg-Dehio-Buchpreis, Kategorie Ehrenpreis 2006.
Die Vertreibung der Deutschen und Polen unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg sorgte jahrzehntelang für Spannungen zwischen Deutschen und Polen, die längst noch nicht überwunden sind. Weniger bekannt ist die Vorgeschichte der beiderseitigen Vertreibungen, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Thomas Urban stellt die Ausweisung von Polen aus Preußen unter Bismarck ebenso dar wie die Enteignung und erzwungene Emigration Zehntausender von Deutschen nach der Neugründung des polnischen Staates nach dem Ersten Weltkrieg. Er analysiert die deutsche Besatzungspolitik in Polen, die Vertreibungen ebenso wie Massenverhaftungen und -exekutionen als Instrumente im Kampf gegen die polnische Intelligenz umfasste. Einen großen Raum nimmt die Darstellung der Vertreibungen nach dem Zweiten Weltkrieg ein. Die deutsche Bevölkerung der Gebiete östlich von Oder und Neiße floh entweder vor der Roten Armee oder wurde mit Zustimmung der Alliierten von den polnischen Behörden vertrieben oder zwangsausgesiedelt; das Gebiet wurde Polen zugeschlagen, das seinerseits den Ostteil an die Sowjetunion verlor. Auch die Bewohner Ostpolens wurden zur Aufgabe ihrer Heimat gezwungen.
"Ebenso kenntnis- und faktenreich wie politisch sensibel blättert Urban die Geschichte der wechselseitigen deutsch-polnischen Vertreibungen im 20. Jahrhundert auf. Dabei kommen deutsche und polnische Historiker gleichermaßen zu Wort."
Klaus Bednarz, Die Zeit
Thomas Urban gelingt es in dieser konzisen Darstellung, die Geschichtsschreibungen beider Länder zu diesem umstrittenen Thema zu Wort kommen zu lassen.
Vorwort
Warum streiten sich Deutsche und Polen bis heute über die Vertreibung?
Die preußischen Ausweisungen
Kulturkampf gegen Kirche und Polentum
Maßregeln gegen Überläufer
Unterdrückte Minderheit oder Fünfte Kolonne?
Aufstände und Abstimmungen
Polnisches Land nur für Polen
Säbelgerassel auf beiden Seiten
Die Polenaktion 1938
Druck auf polnische Juden
Vertreibung aus dem Reich
Der Mustergau Wartheland
Rassische Flurbereinigung
Christenverfolgung
Umwandererzentralstelle Litzmannstadt
SS-Sonderlaboratorium ZamoϾ
Deutsches Bollwerk im Osten
Rassische Musterung
Wachsender Widerstand
Nach dem Warschauer Aufstand
Das Regime im Generalgouvernement
Der Ghetto-Aufstand
Verzweifelter Kampf der Heimatarmee
Zerstörung und Erinnerung
Die Konferenzen der Großen Drei
Annexionspläne und Atlantik-Charta
Die Konferenz von Teheran
Die Teilung Europas in Jalta
Das Potsdamer Abkommen
Übernahme der deutschen Ostprovinzen
Aufbau der polnischen Verwaltung
Wilde Vertreibungen
Rechtlosigkeit und Zwangsarbeit
Organisierte Zwangsaussiedlung
Lager für Deutsche
Die Rolle der katholischen Kirche
Verifizierung der Autochthonen
Die Repatrianten
Sowjetischer Terror
Deutscher und ukrainischer Terror
Erneut sowjetischer Terror
In den "wiedererlangten Gebieten"
Die Aktion "Weichsel"
Deutschland und die Vertriebenen
Die Doppelstrategie Adenauers
Streit um Brandts Ostpolitik
Interessengemeinschaft unter Kohl
Polen und die Vertreibung
Geschichtsklitterung durch Partei und Kirche
Der Briefwechsel der Bischöfe
Kampagne gegen Revanchisten
Zwei gegensätzliche Debatten
Anhang
Anmerkungen
Literaturverzeichnis
Personenregister
Karten