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Kurz nach der Wende muss Esther aus Westdeutschland in den tiefsten Osten ziehen. Hier in dem ehemaligen Heimatort ihres Vaters wollen die Eltern als Zeugen Jehovas einen neuen Königreichsaal bauen und desillusionierte Menschen auf den Weg in das ewige Leben bringen. Esther fällt es schwer, sich einzugewöhnen, denn sie ist auch hier eine Außenseiterin. Außerdem hinterfragt sie immer mehr die Ansichten ihrer Eltern und versucht, den rätselhaften Tod ihrer Freundin Sulamith aufzuklären. S. de Velasco, selbst bei den Zeugen Jehovas aufgewachsen, erzählt in einer schönen, poetischen Sprache die äußerst schmerzvolle Ablösung der jugendlichen Esther von ihren Eltern und deren Glauben. Mit beeindruckender Intensität, teils auch in nüchternen Sequenzen zeichnet die Autorin eine uns eher unbekannte Welt, in der Gehorsamkeit und Druck den Alltag mitbestimmen. Glaubwürdig schaffen es alle Protagonisten auf ihre eigene positive wie negative Weise, den Leser dieses dramatische Schicksal, den Widerstand gegen die eigene Familie und das Risiko einer Andersdenkenden nahezubringen. Sehr empfehlenswert!