In ihrer umfangreichen Darstellung der Massenerschießungen von Katyn kommt Claudia Weber zu dem Schluss, dass diese nur in der Dynamik des Zusammenspiels von nationalsozialistischem und stalinistischem Terror zu verstehen sind. Auf Basis teils bislang unbekannter Quellen rekonstruiert sie die Lügen, Vertuschungen und Propagandainszenierungen rund um das Massaker.
Im Frühjahr 1943 fanden Wehrmachtssoldaten in der Nähe des westrussischen Dorfes Katyn Massengräber mit tausenden Toten. Die Opfer waren polnische Kriegsgefangene, die im Frühjahr 1940, zur Zeit des deutsch-sowjetischen Paktes und nach der Aufteilung Polens, vom sowjetischen NKVD ermordet worden waren. Die NS-Propaganda versuchte sofort, das Massaker von Katyn gegen den ehemaligen Bündnispartner zu instrumentalisieren. Die Sowjetunion wiederum behauptete, es handele sich um ein deutsches Kriegsverbrechen. Propaganda und Gegenpropaganda kaschierten lange Zeit, was sich in Katyn wirklich zugetragen hatte. Claudia Weber hat für ihre Analyse umfangreiches Quellenmaterial ausgewertet, darunter auch bislang unbekannte Dokumente aus russischen Archiven und den Unterlagen der DDR-Staatssicherheit. Präzise legt sie den Schluss nahe, dass die Massenerschießungen von Katyn nur in der Dynamik des Zusammenspiels von nationalsozialistischem und stalinistischem Terror und vor dem Hintergrund des Hitler-Stalin-Paktes zu erfassen sind. Dabei zeigt sie auch, dass die beiderseitigen Inszenierungen bis heute Wirkung entfalten.
Prof. Dr. Claudia Weber lehrt an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder); Studium der Geschichte, Südslawistik und Politologie in Leipzig, Moskau, Sofia und Athens (Ohio); bis 2014 arbeitete sie als Historikerin am Hamburger Institut für Sozialforschung.
Verfasserangabe:
Claudia Weber
Medienkennzeichen:
Sachliteratur
Jahr:
2016
Verlag:
Bonn, Bundeszentrale für Polit. Bildung
Aufsätze:
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ISBN:
978-3-86854-635-4
2. ISBN:
978-3-86854-286-8
Beschreibung:
1. Aufl., 471 S. : Abb.
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Sprache:
Deutsch
Fußnote:
Orig.Ausg.: Hamburger Ed. Literaturverz. S. 446 - 462.
Mediengruppe:
Buch