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20 Jahre Mauerfall 1989 - 2009

Die ergreifende Geschichte der 13-jährigen Lilly verdeutlicht den Alltag im geteilten Deutschland.

Mit dem Fall der Berliner Mauer im November 1989 gingen 40 Jahre deutsche Teilung zu Ende. 20 Jahre danach drohen die staatliche Trennung der Deutschen und das Unrechtsregime der DDR in Vergessenheit zu geraten. Die Geschichte der 13-jährigen Lilly verdeutlicht das tragische Schicksal unzähliger Familien, die durch Mauer und Stacheldraht voneinander getrennt lebten. „Lilly unter den Linden“ nach Anne C. Voorhoeve vermittelt ein realistisches Bild von Leben und Alltag im geteilten Deutschland. Zur Erinnerung an den Mauerfall vor 20 Jahren sollte dieser Film daher in jeder deutschen Schule gezeigt werden.

Erzählt wird eine tragische Familiengeschichte, die zugleich eine fast vergessene Zeit dokumentiert. Hamburg kurz vor der Wende: Nach dem Tod ihrer Mutter steht die 13-jährige Lilly plötzlich alleine da. Weil sie nicht in eine Pflegefamilie will, beschließt sie, zu ihrer Tante nach Jena zu ziehen. Mit diesem ebenso logischen wie naiven Entschluss, den Lilly konsequent und gegen alle Widerstände in die Tat umsetzt, stellt sie die Verwandten in der DDR nicht nur vor bürokratische, sondern auch vor private Probleme.

Der Film entstand nach einem Drehbuch von Anne Charlotte Voorhoeve, die auch das gleichnamige Jugendbuch verfasste und dafür 2005 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert wurde. Mit „Lilly unter den Linden“ ist der Autorin ein einfühlsames und realistisches Porträt des Alltags im geteilten Deutschland gelungen. Das mag daran liegen, dass Voorhoeve, die selbst im Westen aufgewachsen ist und Politologie studiert hat, intensive Gespräche mit Zeitzeugen geführt hat. Vor allem aber entwirft der von Erwin Keusch für den MDR inszenierte Film ein authentisches Bild von der Lebenssituation und den Gefühlen der Menschen in der DDR. Und dieses Bild ist gerade deshalb so überzeugend, weil es sich um eine ostdeutsche Produktion handelt.

„Lilly unter den Linden“ spielt im Jahr 1988 und damit zu einer Zeit, als noch niemand – oder besser: kaum noch jemand – an die Wiedervereinigung geglaubt hat. Für die Generation von Lilly war die deutsche Teilung unveränderliche Realität. Für die heute 13-Jährigen sind Mauer und DDR so fern wie der Zweite Weltkrieg. Umso wichtiger ist es zu verhindern, dass diese Zeit in Vergessenheit gerät. Eine ideale Möglichkeit dazu bietet dieser Film. Denn im Gegensatz zu manch verklärender Darstellung („Ostalgie“) zeigt „Lilly unter den Linden“ die schwierigen und z.T. unwürdigen Lebensumstände in der DDR – einem Staat, der seine Bürger bespitzelte und schikanierte, ihre Bewegungs- und Meinungsfreiheit auf ein Minimum reduzierte und sie oft vergeblich vor Geschäften nach Lebensmitteln anstehen ließ.