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In der Literaturgeschichte der Reformationszeit spielt Erasmus Alberus (1500 - 1553) eine bemerkenswerte Rolle als Verfasser theologischer Streitschriften, von Schulbüchern oder noch heute gesungenen Kirchenliedern - vor allem aber als einer der Autoren, mit deren Schaffen die "Aesop-Renaissance" und der Aufschwung des Genres "Fabeln" in der deutschen Literatur der Reformationszeit verbunden ist. Luther übersetzte Aesops Fabeln 1530 selbst und empfahl sie insbesondere als Schullektüre für Kinder. Schon 1534 erschien Alberus erste Fassung seiner Bearbeitung der Aesopschen Fabeln unter dem Titel "Das buch von der Tugent und Weißheit", die bis Ende des 16. Jahrhunderts mehrmals aufgelegt wurde. Seine Fabeln waren vorwiegend für Kinder und Ungebildete ("Einfältige") gedacht, die sich "mit fabeln und bildern betriegen und fangen" lassen, "denn sie gehen süß ein wie zucker und sind gut zu behalten". Sie sollten helfen, "des menschen verderbte natur und unverstand" zu bessern, "Tugend und gute Sitten" zu fördern, den "Lauf der Welt" zeigen - aber auch den Schülern einen vorbildlichen deutschen Text in die Hände zu geben. In den "Morales" formuliert Alberus Verhaltensregeln und Merksätze. Vor allem für junge Leser gedacht sind Alberus Abschweifungen am Beginn vieler Fabeln, die z. B. ausführlich Gegenden und Orte schildern, europäische Gebirge vergleichen oder Tiere des Waldes aufzählen - und so Sachkenntnisse vermitteln. Ein Beispiel dafür ist der vorliegende Text "Von einem armen Edelmann", in dem die Stadt Ursel (heute Oberursel), in der Erasmus Alberus 1522 bis 1527 als Lehrer und Gründer der Lateinschule wirkte, beschrieben wird. (Vergleiche: Handbuch KJL, bis 1570)