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amazon: Ein "Jahrhundertereignis" nannten Fachleute die Begegnung von Mozarts Requiem mit tibetischen Ritualen bei den Stuttgarter Hofkonzerten 1996. Es waren grenzüberschreitende Konzerte, die viele musikalische Tabus brachen: Zwölf tibetische Mönche des Tashi Dhargye Klosters sangen mit ihren gewaltigen, tiefen Stimmen - und spielten inmitten der "geheiligten" Klänge des mozarteischen Requiems. Die von Jörg-Peter Weigle geleiteten Stuttgarter Philharmoniker, fast hundert Sänger/innen des Württembergisches Kammerchores und des Chores der Staatlichen Hochschule für Musik sowie die tibetischen Mönche, die nach intensiver Vorbereitung auf diese Begegnung extra aus diesem Anlaß eingeflogen wurden, steigerten sich dabei gegenseitig. Es wurde versucht Mozarts Requiem in einer Kraft und Intensität erklingen zu lassen: ohne das "Hülsenhafte" oder "Einlullende", in das der musikalische Konsum es längst getaucht hat. Die Tibeter andererseits meditieren an fünf Stellen innerhalb des Requiems - mit einer Klangfülle, von der der sie begleitende Lama Doboom Tulku sagte, sie sei "die Fülle des Universums, die die Angst vertreibt". Die Mönche der Gelugpa-Tradition singen im Güyome-Stil Mantras aus Yamantaka- und Mahakala-Ritualen, die Texten des christlichen Requiems entsprechen. Denn auch in den tibetischen Ritualen gibt es den "Dies Irae", den "Tag des Zornes", gibt es das "Lacrimosa"; des Erbarmens und der Gnade, das "Sanctus" des Lobgesanges und die Hymne an das "Ewige Licht". Faszinierende Gemeinsamkeiten, die hier weltweit erstmals in enger Verbindung hörbar und erlebbar waren. Umrankt wird diese Begegnung von gregorianischen Gesängen, aufgeführt von der Schola Gregoriana der Domkirche St. Eberhard in Stuttgart unter der Leitung von Prof. Dücker.