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Bilderbuch für Kinder

Bertuch, Friedrich Justus
Bertuch
Sachliteratur
Leipzig, Edition Leipzig
Bände

Inhalt

Das berühmte Bilderbuch für Kinder des bekannten Weimarer Verlegers Bertuch erschien seit dem Jahr 1790 in 237 Einzellieferungen. Die Bebilderung der Bände besteht aus 1.185 Illustrationen, die sich aus rund 6.000 Einzelstichen zusammensetzen. 24 Begleitbände erläuterten die Tafelbände.
 
.1790 begann Bertuch mit seinem größten Buchprojekt, dem »Bilderbuch für Kinder«. Er schreibt: »Ein Bilderbuch ist für eine Kinderstube ein ebenso wesentliches und noch unentbehrlichres Meuble als die Wiege, die Puppe, oder das Steckenpferd«. Die Auflage betrug 3.000 Exemplare. Das Werk erschien in einzelnen Lieferungen, um den Bezug auch für einen kleineren Geldbeutel möglich zu machen. Dennoch belief sich schließlich der Preis der bis 1830 erschienenen 237 Lieferungen mit ihren 1185 kolorierten Kupfern, einschließlich des 24-bändigen Begleitwerks Funkes mit seinen über 15.000 Seiten, auf rund 125 Taler. Ein Maurer verdiente damals (bei 304 Arbeitstagen) 72 Taler. Heute kostet das Werk im Antiquariatsbuchhandel etwa 15.000.- Euro. Im Vorwort entwickelt Bertuch sein bilddidaktisches Programm: Ein Bilderbuch müsse »schön und richtig gezeichnete und keine schlecht gestochene Kupfer haben, weil nichts wichtiger ist, als das Auge des Kindes, gleich vom Anfange an, nur an wahre Darstellung der Gegenstände ... zu gewöhnen«. Weiter: »Es muß nicht zu viele und zu sehr verschiedene Gegenstände auf einer Tafel zusammendrängen; sonst verwirrt es die Imagination des Kindes und zerstreut seine Aufmerksamkeit«. Sodann: »Es muß wenig und nicht gelehrten Text haben; denn das Kind liest und studiert ja sein Bilderbuch nicht, sondern will sich nur damit amüsiren«. Er fährt fort: »Es muß, wo möglich, fremde und seltene, jedoch instructive Gegenstände enthalten, die das Kind nicht ohnedieß schon täglich sieht«. Am meisten dürfte uns das gewollte Chaos in der Anordnung der Kupfer befremden: Bertuch äußert hierzu: »... habe ich die krellste und bunteste Mischung der Gegenstände gewählt, und bitte nur immer ... zu bedenken, daß ich es mit Kindern zu thun habe, die ich blos amüsiren will«. Dem Bibliothekar dürfte es einen Stich ins Herz geben, wenn Bertuch die Kinder autorisiert, die schwarzen Kupfer farbig auszumalen, ja sie danach gar auszuschneiden, um sie an die Wand zu hängen. Die naturgeschichtliche Themen überwiegen bei weitem. Allerdings nimmt die Gruppe »Vermischte Gegenstände« mit dem Voranschreiten des Werkes immer mehr zu, und zahlreiche Errungenschaften moderner Technik finden Eingang. 1796 begann Bertuch mit der Herausgabe der Begleitbände. Der genaue Titel lautet: »Ausführlicher Text zu Bertuchs Bilderbuche für Kinder. Ein Commentar für Eltern und Lehrer, welche sich jenes Werks bei dem Unterricht ihrer Kinder und Schüler bedienen wollen«. Als Bearbeiter wurde der bekannte Schulmann Karl Friedrich Funke (1752-1807) gewonnen. Mit Bertuchs »Bilderbuch« entstand das erste enzyklopädisch ausgerichtete natur- und weltkundliche Sachbuch und ist heute vor allem Dank seiner vielen Abbildungen eine unschätzbare kulturgeschichtliche Quelle ersten Ranges zum Verständis der visuellen Wahrnehmung und Darstellung im 18. und 19. Jh.

Details

Verfasser: Suche nach diesem Verfasser Bertuch, Friedrich Justus
Verfasserangabe: Bertuch
Medienkennzeichen: Sachliteratur
Verlag: Leipzig, Edition Leipzig
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Systematik: Suche nach dieser Systematik H 025
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Schlagwörter: Bilderbuch; Geschichte
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