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Gertrude Pressburger war zehn, als Hitler in Österreich einmarschierte. Obwohl die jüdische Familie katholisch getauft worden war, musste sie fliehen. Fast sechs Jahre dauerte die Flucht, die 1944 in Auschwitz endete. Gertrude überlebte den Holocaust - ihre Eltern und die zwei jüngeren Brüder wurden von den Nationalsozialisten umgebracht. Jahrzehntelang hat Gertrude Pressburger geschwiegen. Dass ein maßgeblicher Politiker in Österreich 2016 von einem drohenden Bürgerkrieg spricht, hat sie bestürzt. Per Videobotschaft warnte sie vor einer Rhetorik der Extreme. Dass ihre wahrhaftigen Worte Gehör finden, hat sie bestärkt, mit einer jungen Journalistin ihre Autobiographie zu schreiben: "Ich bin nicht zurückgekommen, um dasselbe noch einmal zu erleben." Gertrude Pressburger erzählt erstmals ihre Lebensgeschichte, "mit einer hinreißenden Mischung aus Zartheit und Entschiedenheit." Eva Menasse

 

 

 

Die jüdische Handwerkerfamilie Pressburger floh 1938 von Wien über Jugoslawien nach Italien, von wo sie 1944 nach Auschwitz deportiert wurde. Wie durch ein Wunder überlebte als Einzige die 1927 geborene Gertrude. Die Eltern und 2 Brüder werden ermordet. 1945 kehrt sie über Dänemark und dann 1947 aus Schweden mithilfe des späteren Bundeskanzlers Bruno Kreisky in das noch immer nazistisch verseuchte "Feindesland" Wien zurück, wo ihr trotz antijüdischer Anfeindungen ein Neuanfang gelingt. Nichtsdestoweniger hat sie den Glauben an das Gute im Menschen nicht verloren, aber sie bleibt wachsam. Der Journalistin Marlene Groihofer hat sie in Interviews ihre Lebensgeschichte berichtet, die diese dann verschriftlicht hat. Im österreichischen Bundespräsidentenwahlkampf hat Pressburger durch eine gegen die rechtsextreme FPÖ gerichtete Videobotschaft Aufsehen erregt. Wie sie ihre Geschichte erzählt, ist durch ihre emotionale Stärke beeindruckend und berührend. (2)