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Gruppenporträt miteinander verbundener Einwohner Berlins, deren Kriegs- und Nachkriegsschicksale von 1938-1950 breitflächig entfaltet werden. Im Mittelpunkt stehen die Existenznöte einer Sekretärin, deren große Liebe und Vater ihres Kindes im Widerstand gegen die NS-Diktatur das Leben verloren hat.

Die Stenotypistin Anna behauptet sich trotz erlittenen Unheils mithilfe eines vermögenden Seidenhändlers und glaubt an der Seite eines rechtschaffenen Autoschlossers wieder an eine glückliche Zukunft. Birkenfeld (1901-1966), ein heute weitgehend vergessener Autor, gelingt ein zeitdiagnostisches Triptychon über die Jahre 1938, 1943-45 und 1950. Sein Großstadtroman, 1955 erstveröffentlicht und hier in unveränderter Orthografie neu aufgelegt, illustriert in personaler Multiperspektive die fatalen Daseinsumstände in einer Tyrannei. Die Protagonisten verkörpern markante Haltungen zum Dritten Reich wie Auflehnung, Opportunismus und Fanatismus. Diese Typisierung mindert die psychologische Nuanciertheit der Figuren, deren biografische Darstellung nicht frei von Kolportageelementen ist. Das expressive Geschichtspanorama überzeugt in der atmosphärisch dichten Beschreibung der Bombardierung Berlins und des Leids der Zivilbevölkerung. Das Cover mit einem historischen Foto und einigen Textzeilen aus dem Buch wirkt extravagant. Eine lohnende Wiederentdeckung, die sich auch für jüngere Leser eignet. Empfohlen.