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Bernd Ziesemer erzählt von der langen Suche nach dem Schicksal seines Vaters - und enthüllt damit zugleich ein unbekanntes Stück Widerstandsgeschichte. Es ist die Geschichte eines ganz normalen Gefreiten, der niemals ein Held sein wollte, aber auf seinem Militärmotorrad geheime Papiere der Widerständler quer durch ganz Europa befördert. Der im Juli 1944 in die Hände der Militärpolizei fällt, von einem Kriegsgericht in Breslau zum Tode verurteilt wird, sich im Militärzuchthaus von Torgau einer illegalen Häftlingsgruppe anschließt, kurz vor Ende des Krieges aus seinem Strafbataillon desertiert und überlebt. Der aber auch nach dem Krieg selbst in seiner Familie niemalsüber all die Schrecken seiner Odyssee spricht.

 

24 vergilbte Seiten eines Typoskripts aus dem Besitz des Vaters bilden den Ausgangspunkt eines lebensgeschichtlichen Rekonstruktionsversuchs, den der Journalist Bernd Ziesemer unternimmt. Eigentlich geht es um die Jahre zwischen 1938 und 1948 im Leben des Vaters und die trotz weitgehender Recherchen und intensiver Suche nicht vollends und sicher aufzuklärende Verstrickung in die Geschehnisse des 20. Juli. Im Juli 1944 verhaftet und der unmenschlichen Strafjustiz der Wehrmacht unterworfen, durchleidet er die Barbarei, die die Nazis in den letzten Monaten ihrer Herrschaft gegenüber allen, auch gegenüber den eigenen Soldaten und der eigenen Bevölkerung, praktizierten (Ian Kershaw hat dies eindrücklich beschrieben). Entstanden ist ein lesenswertes Buch , das in der Thematik an W. Bruhns: "Meines Vaters Land" erinnert, in gewisser Weise auch an A. Vollmer: "Doppelleben" - Titel, in denen auch die weniger bekannten Vertreter der Militäropposition gegen Hitler geschildert werden. Anmerkungen, Literaturverzeichnis. (2)