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In seinem neuen Buch steigt Schorlemmer "hinab in den trockengelegten Brunnen DDR", in dem er einen Großteil seines Lebens verbracht hat. Er berichtet über sein Elternhaus, z.B. über die Irrwege seines Vaters im Sommer 1933, in dem dieser zeitweilig der goebbelsschen Propaganda verfallen war. Er selbst fand in der Kirche und vor allem bei Luther geistiges Rüstzeug, aber auch in der Begegnung mit bekannten Zeitgenossen (Reiner Kunze, Václav Havel u.a.) sowie durch die Lektüre wichtiger Bücher (Dietrich Bonhoeffer, C.F. von Weizsäcker u.a.). Weiter hält er Rückschau auf die Ereignisse vor, während und nach der friedlichen Revolution im Herbst 1989, wehrt sich gegen Einschwärzungen des realen Lebens in der DDR, verhehlt aber nicht dessen zermürbende Alternativlosigkeit und Schikanen im Alltag. Offen bekennt der streitbare Autor, wie froh er sei, jetzt in der Freiheit zu leben, obwohl er an den heutigen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen und ungerechten Zuständen in der erweiterten Bundesrepublik viel auszusetzen hat. Zuweilen etwas langatmig, doch in jeder Hinsicht aufschlussreich. (2)

 

Friedrich Schorlemmer, geboren 1944 in Wittenberge/Elbe, aufgewachsen in der Altmark, Studium der Theologie, 1978 - 1992 Dozent am Evangelischen Predigerseminar und Prediger an der Schloßkirche in Wittenberg, seit 1992 Studienleiter an der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt in der Lutherstadt Wittenberg. 1989 erhielt er für sein Wirken die Carl-von-Ossietzky-Medaille der Internationalen Liga für Menschenrechte und 1993 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.