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Auch in ihrem dritten Gedichtband erweist sich Bossong wieder als erfahrungshungrige Reisende durch den Alltag ihrer Heimat wie in europäische und orientalische Städte und Länder.

Die sowohl durch Romane und ein essayistisches Sachbuch wie durch Lyrikbände ausgewiesene Autorin gehört mittlerweile zu den interessantesten Stimmen der jüngeren Literatur. Wie schon in "Sommer vor den Mauern" befindet sich Bossong auch diesmal wieder viel auf Reisen. Von Europa aus ("eine Schürze voller Länder über die Ebene geschüttelt") geht ihr Blick von der eigenen Heimat mit ihrer Bürokratie ("Sachbearbeiter", "Formblätter"), ihrer Natur, ihren Jahreszeiten und ihren Traditionen ins Weite, um sich im zweiten Teil europäischen und levantinisch-orientalischen Städten (von Madrid und Rom bis Jerusalem und Teheran) zuzuwenden. Dominiert anfangs noch ein stark verknappter, assoziativer Sprachgestus mit originellen Metaphern, weicht die strenge lyrische Diktion mehr und mehr einer Prosa in Versen. Dabei ergänzen sich Gegenwart und eigene Erfahrungen ("please hurry, we close!") mit historischen Bildern und Reminiszenzen. Auch hier versteht sich Bossong wieder darauf, ihren Gegenständen die Dimension des Geheimnisvollen zu belassen.